Blackys WM Tagebuch (2006)

Mittwoch Bedingt durch die Lage des Camps und durch die brutale Sonneneinstrahlung ist ab 7:00 Uhr nicht mehr an Schlafen zu denken. Wir brechen die Zelte ab und fahren nach München. Dortmund das war`s! Auf der ersten Raststelle gibt es Frühstück zum Schnäppchenpreis und Bier für die Fahrt. Vorher noch mal eine Gedenkstunde für Lars und ab aufs Klo. Sitze nun schön mit dem Sportteil drauf. Neben mir kotzt sich einer die Seele aus dem Leib und hat zudem noch mega Dünnes. Ist ein Fernfahrer, der das Spiel auch noch nicht verdaut hat. Man was für Geräusche und Gerüche! Breche meine Sitzung ab. Das arme Schwein. Mülli fährt, der Rest döst vor sich hin. Hinter Nürnberg, nach einem leckeren Essen auf einer Raststelle übernehme ich. Nach dem Eröffnungsspiel landete ich in Garching. Daran erinnere ich mich jetzt mit Gürgel`s telefonischer Hilfe. Schön Park und Ride. Nur eine Station bis zum Stadion. Obwohl noch 4 Stunden bis zum Anpfiff, steigen wir aus um die Schwarzmarktpreise auszukundschaften. Wir werden wohl alle verkaufen, wenn der Preis stimmt. Kaum aus der Bahn raus, werden wir schon mit Angeboten überhäuft. Das soll doch umgekehrt sein. Erst mal in die Stadt. Suchen am Marienplatz ein nettes Strassencafe aus und verköstigen uns mit billigen bayrischen Bier. Kaum was los hier! Wo sind die Fans? Ist doch ein Halbfinale! Hier und da mal ein paar Franzosen. Keine Portugiesen zu sehen. Wie überall bisher, überwiegen die Mexikaner. Aber die WMAtmosphäre ist total enttäuschend. Da ist ja mehr Stimmung in der Stadt wenn St.Pauli spielt. Wenn England und Brasilien….. Hätte, wenn und aber! Nun sind wir wieder am Stadion. Ungefähr 500!! Leute versuchen ihre Karten zu verkaufen. Die Preise fallen ins bodenlose. Unsere Tickets sind nur noch max. 100,- wert. Also, rein ins Stadion. Kaum Franzosen da! Die haben einen kürzeren Anfahrtsweg als wir. Wieso kommen die nicht auf gut Glück? Was haben die zu verlieren? Das Spiel ist eigentlich kein Spiel. Langweilig! Zidane`s Elfer, das war`s schon. Keine Stimmung, null Atmosphäre. Das ist gar nichts. Etliche Plätze bleiben leer. Kaum Franzosen im Stadion. Zusammengefasst war dieses Halbfinale nur peinlich und hat nur entfernt etwas mit Fussball zu tun.. Durch meine Erfahrungen beim Eröffnungsspiel hauen wir 5 Minuten eher ab. Ruckzuck sitzen wir in der Bahn nach Garching und Augenblicke später sind wir auf der Strasse nach Berlin. Ein kurzer Anruf im Heidelberg genügte und ein kurzfristiges Zimmer war klar. Völlig geschafft kommen wir da morgens um 5:00 Uhr an. Jetzt trinken wir sunriser! Werden für jeden so um die 5 Dinger. Beim Argentinienspiel hatten wir ja schon eine Nacht in diesem Hotel verbracht. Da fiel uns der Engländer Stanley schon massiv auf. Dauerkanonenvoll! Statt sprechen konnte er nur noch Grunzlaute von sich geben. Während unseren sunrisern fragen wir uns was der jetzt wohl so macht. Die Antwort kommt schneller als wir uns vorstellen können. Er steht beim Frühschoppen auf seinem Balkon mit Bier. Sprechen schon wieder oder immer noch nicht möglich? Die nette Tresenfachkraft macht uns noch ein paar Schnittchen und nach einem allerletzten Bier liegen wir alle um 6:30 Uhr im Bett. Mülli muss jetzt noch das Problem lösen welche Zahnpasta er nimmt. Elmex oder Aronal?

Donnerstag Die nette Bedienung macht uns ein Spätaufsteherfrühstück. Schon wieder kochendheiss in der Stadt. Wir beschliessen nach den vergangenen Strapazen uns heute zu schonen. Die aktive Körperpflege endet damit, dass wir den Nachmittag bei reichlich Bier im Hotel verbringen. Um 18:00 Uhr meldet sich der Hunger. Wir riskieren 100 Meter zu gehen. Nur um dann schon wieder in einer Kneipe beim Bier zu sitzen. Zu heiss! 30 Meter zurück ist ein Grieche. Leckere Speisekarte! Wir werden platziert. Den kostenlosen Ouzo hauen wir gleich wech. Jeder weiss was er essen möchte. Doch dann stellen wir fest, dass die nur Beck`s haben. Höflich fragen wir was der Ouzo kostet. “Umsonst, aber geht ihr wirklich weg, weil Euch das Bier nicht zusagt?“ Klar gehen wir deswegen. Wer so was trinkt verteilt auch Handgranaten im Kindergarten. Nun sitzen wir beim Italiener, 20 Meter vom Hotel entfernt. Bieten unsere Endspielkarten für Capri, Istria und unsere Getränkerechnung an. Unser Essen wollen wir bezahlen, so unverschämt sind wir ja nun doch nicht. Der Wirt telefoniert mit Corleone. Die Kellner sind dem Zusammenbruch nahe. Unsere Karten stecken jetzt zwecks Deko in der Blumenvase. Sieht echt hübsch aus. Wird ein kurzweiliges Essen. Uns fallen immer fiesere Martermethoden ein. Sind die fertig als wir gehen. Zurück im Hotel fahren wir mit Bier fort. Mitternacht machen wir uns zum Ku`damm auf. Landen in einer Karaoke Bar. Bier schmeckt, manch eine (r) singt nicht mal so schlecht. Wundere mich wie textsicher Eygor ist. Überhaupt, die Nathsbrüder gehen ab wie Schmitt`s Katze. Mülli und ich staunen. Die Schlagzahl wird nochmals erhöht als spontan jemand den Hit von Sportfreunde Stiller anstimmt. Der ganze Laden grölt mit. Es entsteht eine Fussballparty die sich gewaschen hat inkl. Polonäse. Es folgen weitere Lieder wie football is coming home. Nun geht hier alles!. Auf dem Rückweg entdecken wir noch einen Kicker mit den 10m x 25m! Die Drehgriffe sind durch Lenkräder ersetzt. Gigantisch! Morgen werden wir einen Ball kaufen und dann geht das ab. Um 3:30 Uhr zurück im Hotel erfahren wir, dass die eine Kellnerin zur Hochzeit eingeladen ist. Ihr fehlen noch
Klamotten. Bieten uns an Ihr beim Einkaufen zu helfen. Eygor würde auch in der Umkleide behilflich sein. Einig sind wir uns alle, dass Strapse gut auf eine Hochzeit passen. Trotz Jeans drüber. Schade das Sie unser Angebot aus fadenscheinigen Gründen ablehnt. Dieser Einkauf wäre in die Geschichte Berlins eingegangen. 4:30 Feierabend

Freitag Kultur muss sein. Also, mit dem Taxi zunächst zum Potsdamer Platz. Nun holen wir unsere Tickets im Sonycenter für die ZDF Arena ab. Da sind wir morgen zum Spiel um Platz 3. Orientieren uns schon mal, wo wir sitzen, was es für Bier gibt und so weiter. Herrlich ist der Kickertisch (nein, nicht der von gestern!) mit nur einem Spieler und der Torwand. Überhaupt ist das ganze Umfeld vom ZDF super gestaltet. Torwände in allen nur denkbaren Variationen. Vertikal, horizontal, rund etc. Hier kann man richtig Zeit lassen! Nun zu Fuss weiter zum Holocaustdenkmal. Hammerhart! Jeder der mal in Berlin ist sollte sich das ansehen. Hier sehen die Augen mehr als Worte ausdrücken könnten. Man ist echt geplättet, wenn man da wieder rauskommt. Beeindruckt setzen wir unseren Marsch in Richtung Reichstag fort. Hier ist das gesamte Gelände in der Hand von adidas. Schade, heute kann man das Olympiastadion, aus Zeltplane nachgebaut 8000 Zuschauer fassend, nicht besichtigen. Da spielt nachher James Blunt. Was man so alles bauen kann! Dann noch die 4 Kleinfeldplätze auf Kunstrasen. Hier organisiert adidas täglich Turniere. Obwohl wir keine Ambitionen haben dort mitzuspielen, prüfe ich dennoch den Belag.

So was sollten wir in Trittau haben. Das kommt echtem Gras schon sehr nahe. Und die Federung!! Auch alle bisherigen Spielbälle sind hier unter Glasvitrinen ausgestellt. Netter Anblick! Plötzlich aus dem Nichts dann die Anfrage von einem Premiere Team für ein Interview. Das wird allmählich zur Routine! Sortiere schnell noch mein Fachwissen um dann mit der Frage: „Was hat Ihnen musikalisch am besten während der WM gefallen“ konfrontiert zu werden. Ausgerechnet so einen Mist fragen die mich, ausgerechnet mich! „Ich fand die Nationalhymnen in den Stadien am besten, als die Fans mitgesungen haben“ nun soll ich unsere Hymne singen. Die merken nichts. Verweigere mich. Glaube nicht dass das gesendet wird. Arschlöcher, hätten mich doch etwas über den HSV fragen können. Weiter in das Mc Donald Zelt (!) Auf dem Gelände. Trotz Durst und Hunger machen wir diesen Wucher nicht mit! Schauen uns noch das adidas Verkaufszelt ( ca. 300 qm!) an. Komischerweise sind keine Schnäppchen zu machen.

Hauen ab und stellen uns trotz Bullenhitze in die Warteschlange am Reichstag. Wir wollen einmal durch die Kuppel gehen. Die Warterei ist nicht schlimm und nach 20 Minuten stehen wir oben. Tolle Skyline! Von weiten sehen wir ein Unwetter nahen. Die Kneipe auf dem Dach ist vorrübergehend wegen Überfüllung geschlossen. Das ist doch unser aller Haus hier! Wieso wurde so etwas wichtiges in diesem monumentalen Bau nur achtlos in eine Ecke gebaut? Hier hat der Architekt geschlampt. Zu Hause werde ich ein Bürgerbegehren ins Leben rufen für eine grössere Kneipe auf dem Reichstagdach. Langsam beginnt es zu tröpfeln und wir machen uns auf den Rückweg. Im Fahrstuhl steht Bab`s Becker, die ex von Bobele, mit ihren Kindern neben uns. Wundern uns das solche Promis ohne Bodyguards durch die Gegend laufen. Ärgern uns, dass Eygor seinen Rockheber nicht dabei hat. Unten angekommen geht das Unwetter los. Das giesst in strömen! Kuscheln uns unter das Vordach. Das stehen noch ca. 500 Personen drunter um sich zu schützen. Vor uns steht die bisher bestaussehende Frau der gesamten Tour. Eygor ist richtig sauer, weil ihr T-Shirt nichts vom Regen abbekommen hat. Ist mit Sicherheit eine aktuelle Playmate des Jahres. Aussergewöhnlich nett anzusehen. Irgendjemand hat ein Akkordeon mit. Aus Langeweile klimpert der auf seiner Kiste herum. Aus dem Geklimper wird eine Party gemacht. Fast alle unter dem Dach singen seine Lieder mit. Genau das ist es was diese WM ausmacht. Spontan feiern wildfremde Leute eine Party. Selbst normale Berlintouris, die an sich nichts mit Fussball am Hut haben, lassen sich von der Stimmung einfangen und singen mit. Merkwürdig wie klein die Welt doch ist. Jetzt steht der Schwarzmarkthändler, der uns in Dortmund unsere 4 Tickets abkaufen wollte, vor uns. Kommen mit ihm ins Gespräch. Momentan ist er hier um James Blunt Karten zu verkaufen. In München hat er EUR 7000,- Verlust gemacht. Das gönnen wir ihm vom ganzen Herzen. Er meint Endspielticketpreise sind stark am fallen. „Wenn England und Brasilien….. Hätte, wenn und aber!“ Hähä, dieser Typ war mir schon in Hannover und München aufgefallen. Er dachte nicht nur umsonst alle Spiele zu sehen sondern auch noch damit Profit zu machen. Immerhin, ohne im Vorwege eine einzige Karte zu haben hat er alle deutschen Spiel plus x gesehen. Aber nun dieser Verlust in München! So geht es also auch.

Hier hat Franz seinen einzigen Fehler gemacht. Das komplizierte Kartenverkaufssystem kann ich ja noch einigermassen nachvollziehen. Aber es gibt so viele Menschen die gekauft haben was zu kriegen war. In Zeiten der EDV muss es doch möglich sein eine offizielle Tauschbörse einzurichten. Tausche z.B. 4 Tickets POR – FRA Kat.3 gegen GER – ITA. Da wurde wesentliches versäumt! Nicht nur, dass man die professionellen Schwarzmarkthändler ausgeschaltet hätte, nein in den Stadien wären auch mehr Leute gewesen die sich auch für das jeweilige Spiel wirklich interessiert hätten. Das hätte eine noch bessere Stimmung garantiert. Zumal die Infrastruktur ja da war. Zum einen das Internetportal, zum anderen die Ticketshops in jeder Stadt. Weiterhin gab es die angekündigten Ausweiskontrollen nicht. Aber alle die Tickets offiziell bei der FIFA gekauft haben sind doch gecheckt worden. Wieso wurde kein Versuch unternommen eine Tauschbörse einzurichten. An Sicherheitsbedenken kann das nicht gelegen haben! Der Regen wird nach 1,5 Stunden weniger. Gegenüber ist ein Biergarten. Der Durst wird gelöscht. Durch das Unwetter ist der Verkehr zusammengebrochen. Wir sitzen in einem Taxi das nicht vorwärts kommt. Das Wasser steht knietief in manchen Strassen. Unglaublich welche Wassermassen die Stadt überflutet haben. Etliche Strassen werden gesperrt. Nach unendlich langer Zeit sitzen wir im Hotel und lassen uns Essen vom Thai nebenan bringen und machen einen Plan für den weiteren Verlauf des Abends. Wir beschliessen italienische Restaurants aufzusuchen und die Kellner mit unseren Endspieltickets zu ärgern. Bringt richtig Spass. Zum Abschluss wollen wir das „Far Out“ besuchen. Eine, uns in guter Erinnerung gebliebene, Disco aus lange zurückliegenden Berlin Besuchen. Nach angekündigten km-langen Fussmarsch treffen wir dort ein und freuen uns auf das eiskalte Holsten, welches es dort schon früher immer gegeben hat. Supergau, ausgerechnet heute feiern die da eine persische Nacht. Was sollen wir da denn? Schleiertanz ist nichts für uns. Geben uns im Hotel den Rest und sind um 3:30 Uhr im Bett. Stanley schläft auf einem Stuhl am Eingang, Nichts zu machen, den kriegen wir nicht wach. Nachts bricht erneut eine Sintflut über Berlin herein.

Bitter, leider sind Eygors Videos und Fotos beginnend in Dortmund verloren. Der Speicherchip wurde wohl bei irgendeinem Sicherheitscheck heute gekillt. Na ja, habe ja alles aufgeschrieben.


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