Blackys WM Tagebuch (2006)

Shakira und irgend so ein Opernboy hauen mich nicht von den Füssen. Das Endspiel 1990 in Rom habe ich in schönerer Erinnerung.

Zu Recht haben die anderen ihre Tickets verkauft. „Wenn England und Brasilien….. Hätte, wenn und aber!“ Wenn man nicht weiss mit wem man mitfiebern soll ist jedes Spiel langweilig. Wie schon in München null Atmosphäre. Die Stimmung und das Drumherum sind, finde ich, eines Endspieles nicht würdig. Komisch ist das schon, wie Premiere in der Kompaktsendung es schafft darzustellen, wie mitreissend das Spiel ist. Hanno und mir ist langweilig. Die Franzosen sind zu blöd und die Itaker sind stehend k.o. Den Elfer haut Zidane cool rein. Den hätte man aber nicht geben müssen. Dem Ausgleich Italiens ging ein Foulspiel voraus. Ausgerechnet Zidane, dieser Held, eine Ikone des Fussballs, rastet auch noch aus und holt sich rot in dem letzten Spiel seiner Karriere. Schönes Vorbild für die Jugend! Wieso wird er trotzdem zum besten Spieler des Turniers gewählt? Nach der Karte spielen beide Mannschaften Deutschland – Österreich. In einem WM Finale einen Nichtangriffspakt! Italien gewinnt unverdient das Elfmeterschiessen. Trotz des Sieges kommt keine richtige Stimmung auf. Dafür sind auch zu wenig Fans aus Italien im Stadion. Die laute Musik und das Feuerwerk pushen das Ganze erheblich. Im Fernsehen kommt bestimmt eine wunderbare Stimmung rüber. Ich will das nicht mies machen aber das sind meine Eindrücke. Schnell sind wir zurück im Hotel. Da das Bier im Stadion ungeniessbar ist, habe ich jetzt einiges aufzuholen um das Level der anderen wieder zu erreichen. Als mein Level nach einer Druckbetankung wieder in Ordnung ist brechen wir auf zum Ku`damm. Der ist zwar wieder gesperrt aber hier und da nur ein paar Italiener die feiern. Vor dem Hotel der Weltmeister ist natürlich ein Riesenauflauf. Die Fans warten auf die Spieler. Das interessiert uns nicht wirklich. Noch irgendwo in einer Strassenkneipe ein Bier ,denken wir, und landen wieder in der Karaokebar. Hier feiern deutsche Fans noch mal eine geile WM-Party.

Aber irgendwie ist die Luft raus. Wir hatten gestern unseren WM-Abschied. Noch ein sundowner vor dem Hotel. Stanley schläft jetzt drinnen an der Bar.

Montag brechen wir mittags auf. Albi und Hanno sind trotz Bahnkarte mit im Auto. Einen nach dem anderen setze ich zu Hause ab. Als ich im leeren Auto ankomme bricht eine Welt für mich zusammen. Da ist kein morgen mehr, wo es wieder losgeht, da ist nur eine ganz riesenmegagrosse Leere……

Die nächsten Tage… treffe ich mich abends immer mit Eygor am Grossensee und wir resümieren die WM bei reichlich Bier. So können wir nicht in ein Loch fallen.

Erst am Wochenende beim Beachsoccerturnier an der Ostsee wird mir bewusst was für ein aussergewöhnliches Erlebnis ich hinter mir habe. Aus dem Nichts fällt vor mir jemand auf die Knie und betet mich an, wie der Typ neulich in München. Natürlich der Aufdruck auf dem Trikot! Spontan erklärt er sich bereit mich freizuhalten. „Die Spiele hast Du alle gesehen, in den Städten warst Du überall?“ Als WM Held bin ich nun die Attraktion und muss erzählen… Ich weiss nicht wie viele (ich glaube alle) Leute die letzten 4 Wochen liebend gerne mit mir getauscht hätten.

Die Woche drauf feiern Eygor und ich uns am Grossensee. Helge!? (nur für Insider) Am Donnerstag dann unsere eigene Abschlussparty mit Mülli und Hasen dabei. Diddel als special guest kommt aus dem Staunen nicht heraus. „Das haben wir erlebt!“

Diese Tour hat uns zusamengeschweisst. Eine ganz neue Liga! Wir sind durch dick und dünn gegangen. So viel Spass am Stück hatte ich noch nie. Vierundzwanzig Tage und Nächte waren wir zusammen!! Danke, dass ich dabei sein durfte.! Das war die schönste Kanutour (nur ohne Kanus) die ich jemals mitgemacht habe. In all den Tagen und Nächten gab es nicht einmal Streit! Jeder wusste wie er mit den anderen umzugehen hatte. Herrschte mal Uneinigkeit, wurde bei einem Bier schnell ein Kompromiss gefunden.

Hinzu kam noch das fantastische Wetter. Immer weit über 20 Grad und mehr. Fast immer hatte ich eine kurze Hose an. Socken waren in den Birkenstocklatschen nicht nötig. Shirt und Sporthose; fertig!

Im Schnitt pro Person pro Tag 20 Bier getrunken. Bei 24 Tagen und Nächten (die Heimspiele vor dem Fernseher nicht mitgerechnet) macht das zusammen 480 Bier, also für jeden 150 Liter Bier! Drei 50 Liter Fässer!! Was für eine Leistung! Da soll noch mal jemand von Dehydierung sprechen und uns das nachmachen. Plus die Jägermeister für Anita und die Kurzen im Schauhaus. Mc Donald reich gemacht. Die Hoteliers und Pensionsbesitzer sind jetzt ausgewandert. Überall wegen Reichtum geschlossen. Trittau >819 km München >573 km Köln >449 km Trittau >181 km Hannover >181 km Trittau >417km Leipzig >274 km Nürnberg >636 km Trittau >266 km Berlin >266 km Trittau >373 km Dortmund >605 km München >587 km Berlin >266 km Trittau macht insgesamt 5893 km die wir zurückgelegt haben. Zzgl. die Abholungen in Grossensee, Geesthacht und Neugraben > ca. 100km und die Gewaltmärsche in Nürnberg und Dortmund >7 km kommen genau 6000 km zusammen, die wir abgerissen haben. Meine Kondition ist völlig im Eimer und ich habe 5 Kilo zugenommen. Das war es aber wert! Der Sieger der WM heisst – Deutschland! Wir spielten den attraktivsten Fussball, ansonsten gab es viel zu viele langweilige Spiele und taktische Kämpfe ohne Tore. Es war die beste WM mit den schlechtesten Fussball, setzte aber in Sachen Erlebnis neue Massstäbe. Jetzt dreht sich nichts mehr. Wir hatten Freunde zu Gast. Hoffentlich haben wir nicht bald wieder zu viele Ausländer im Land (aus der Sicht der ewig gestrigen).

DANKE FRANZ BECKENBAUER (der beste Aussenminister, den Deutschland jemals hatte und haben wird)

© Blacky


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